Oberforstmeister Hansjürgen Dünnbier

 

Oberforstmeister Hansjürgen Dünnbier verstorben

 

Als gebürtiger Oberlausitzer aus Großschönau, im schönen Lausitzer Bergland gelegen, war ihm die Naturverbundenheit wohl schon in die Wiege gelegt worden. Sein Großvater Hugo Mühle war ein passionierter Naturfreund. Dieser nimmt seinen Enkel nur allzu gern mit auf seine Exkursionen in das Zittauer Gebirge oder in das Mandautal, um Flora und Fauna zu erklären. Ebenso dürfte auch der Onkel Arthur Dünnbier seinen Anteil an der Naturliebe seines Neffen tragen. Bei ihm wird er in die Kunst des Angelns - für ihn eine Lehrstunde zur Liebe der Natur. Mit 14 Jahren steht für Hansjürgen fest: “Mein Lebensweg bleibt mit der Natur verbunden“. Das war im Jahr 1944 und nur knapp entgeht der 14-jährige noch dem militärischen Einsatz an der Ostfront, die im Frühjahr 1945 vor der eigenen Haustür verläuft. Nach dem Kriegsende bewirbt sich Hansjürgen 1949 an der Berliner Humboldtuniversität um einen Studienplatz für Forstwirtschaft. Die Uni-Verantwortlichen sind anfangs skeptisch. Zum einen ist er kein Arbeiterkind und zum anderen ist sein Vater bereits Betriebsleiter eines Forstbetriebes. Sein exzellentes Wissen ermöglichte ihm aber das Studium und so konnte er nach dem Grundstudium in Berlin in Eberswalde den Abschluss an der dortigen forstwissenschaftlichen Fakultät 1953 mit der Diplomnote „Gut“ abschließen. Sein Diplom eröffnete ihm schnell die Möglichkeit in der Praxis Fuß zu fassen. Viele Förster waren im Krieg gefallen oder sie waren auf Grund ihrer NSDAP-Mitgliedschaft in leitender Funktion in der DDR nicht mehr tragbar. Als junger Forstingenieur wird er in der Oberförsterei Altruppin eingesetzt. Dort ist er Leiter der Abteilung „Arbeit“ und zuständig für die Waldarbeiter. Von Anfang an fühlt er sich immer auch als Naturschützer und er wird ehrenamtlicher Naturschutzhelfer der jungen Bezirksverwaltung in Potsdam. Diese bitte ihn auch im strittigen Unterschutzstellungsverfahren für das Landschaftsschutzgebiet „Ruppiner Schweiz“ und das Naturschutzgebiet „Ruppiner Schweiz“ zu vermitteln, da der zuständige Leiter dem NSG eher ablehnend gegenübersteht. Als er diesen urlaubsbedingt vertritt unterschreibt er die Zustimmung der Oberförsterei zur Schutzgebietsausweisung, die dann abschließend zum 31. März 1961 erfolgte. Mit diesem „Husarenstück“ hat er sich selbst ein Denkmal gesetzt, welches bis heute Bestand hat. Boltenmühle, Bienenbach, Tornow- und Kalksee konnten somit gesichert werden und haben bis heute ihre Schönheit bewahrt. Dem damit verbundenen internen Ärger entging er durch den Dienstantritt als Leiter der Oberförsterei Steinförde zum 1. Januar 1959. Hier nun endlich ging der lang gehegte berufliche Traum in Erfüllung selbst für ein Waldgebiet verantwortlich zu sein in Erfüllung. Ihm unterstanden nun sieben Revierförster und Hansjürgen trug die Verantwortung für alle Bereiche der Produktion. Die Arbeit war anspruchsvoll. In der DDR sollten wissenschaftliche Erkenntnisse schnellstmöglich in die Praxis überführt werden. So wurde eine Standortkartierung durchgeführt, die Böden wurden untersucht und es wurden schon damals klimatische Auswirkungen auf den Wald untersucht. Unter seiner Leitung wurden über zwei Millionen Eichen im Revier gepflanzt. Waldumbau ist keine Erfindung der Neunziger. Demgegenüber stand aber auch der Rohstoffhunger der DDR und die Vorgabe Kahlschläge mit schnell wachsenden Kulturen aufzupflanzen. Hierdurch gelangten viele Kiefern- und Fichtenbestände in das Revier. Ein großes Problem stellte auch die Rote Armee dar, die in Fürstenberg stationierte 2. Gardepanzerarmee nutzte die benachbarten Wälder natürlich auch als Übungsgebiet. Bei diesen „Ausflügen“ entstanden natürlich immense Schäden im Wald. Hier musste der Revierleiter Dünnbier auch seine diplomatischen Fähigkeiten zum Tragen bringen und mit dem Stadtkommandanten in Fürstenberg eine halbwegs tragfähige Lösung aushandeln. Die bestand dann meist darin, dass Soldaten mit Spaten in die Wälder geschickt wurden, um die Schäden auszubessern. Mit der Wende endete dieses Problem. Im Jahr 1994 zogen die letzten Soldaten der Roten Armee aus Fürstenberg ab. Deren Hinterlassenschaften findet man noch heute vielerorts in den umliegenden Wäldern. Ein Jahr später ging der Oberforstmeister Hansjürgen Dünnbier in die Rente, in den Ruhestand ging er damit aber nicht. Bereits 1990 gehörte er zu den Mitbegründern der GRÜNEN LIGA im Altkreis Gransee. Viele Jahre war er in der Bürgerinitiative „Brandenburger Wald“ aktiv. Diese richtete sich gegen die Forstreform die den Abbau von Forststellen, den Verkauf von Landesforstflächen und die Priorisierung von finanziellen Gewinnen in der Landesforst vorsah. Große Sorgen bereitete ihm auch die Planung zur Ortsumgehung der B 96 um Fürstenberg. Diese sieht bis heute die Trassenführung durch sein ehemaliges Revier in Steinförde in Form einer weit ausladenden Westumfahrung der Stadt vor. Er engagierte sich in der BI Mittelvariante, die gemeinsam mit den Umweltverbänden eine zweispurige Trassenführung entlang der Bahn vorsieht und organisierte Führungen und Wanderungen entlang der geplanten Trasse durch sein Revier. Sein Engagement trug wesentlich dazu bei, dass die Trassenplanung noch einmal aufgenommen wurde und die Mittelvarianten entlang der Bahn nochmals eingehend geprüft wurden. Bis heute ist noch keine endgültige Entscheidung zur Ortsumfahrung gefallen. In seinen letzten Lebensjahren hatte er mit zunehmenden gesundheitlichen Problemen zu kämpfen. Am 2. Januar 2020 verstarb Hansjürgen Dünnbier im Alter von 89 Jahren in Fürstenberg/Havel. Wir verdanken ihm viel und werden ihm ein ehrendes Andenken bewahren.

Norbert Wilke

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