Laudatio

 

Rede anlässlich der Preisverleihung „Interessantester Findling im Altkreis Gransee“

Gransee, 30. Juni 2008

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Anwesende,

vor genau 100 Jahren wurde mit der Gründung der Brandenburgischen Provinzialkommission für Naturdenkmalpflege die Geburtsstunde des staatlichen Naturschutzes eingeläutet. Leiter der Kommission wurde der Schuldirektor Wilhelm Wetekamp aus Berlin. Bis zum Ausbruch des ersten Weltkrieges begann Wetekamp die Findlinge in Brandenburg zu vermessen und zu fotografieren. Auf jedem seiner Bilder ist sein Regenschirm, den er bei jedem Wetter bei sich trug, als Grössenvergleich abgebildet. Sein Nachfolger Hans Klose konnte dann in den 30ziger Jahren aufgrund der Erfassungen die ersten Findlinge zu staatlich geschützten Naturdenkmälern erklären lassen. In den Ruppiner Heimatheften wurden dann einige dieser Naturdenkmäler vorgestellt. Zu den damals unter Schutz gestellten Findlingen die noch heute erhalten sind zählen u.a. der Große Stein, der Schlitterstein (beide bei Zernikow), der Findling auf dem Eckerberg bei Burow und der Fünffingerstein bei Kraatz. Die Findlinge wurden 1954 durch die damalige Bezirksverwaltung als Naturdenkmale Übernommen und durch Ratsbeschluss des Bezirks Potsdam vom 29. Januar 1975 bestätigt. Trotz offizieller Schutzausweisung genossen die Findlinge keinen wirklichen Schutz, die genaue Lage war oftmals den Verwaltungen unbekannt und eine Beschilderung und ein Schutz somit nicht umsetzbar.

Den wirtschaftlichen Interessen die auf den Feldflächen befindlichen Steine standen oftmals im Weg. Erst der Naturschutzbeauftragte des Kreises Gransee, der Revierförster Hans-Gerhard Böttcher, prüfte 1986 nach, welche Findlinge noch vorhanden waren und wo sie sich befanden. Weiterhin war es dem leider kürzlich verstorbenen Granseer Ortschronisten und Heimatforscher Werner Krause zu verdanken, dass durch seine Artikelserien in der Lokalpresse die Findlinge und Sagensteine nicht in Vergessenheit gerieten. Er war es auch der die Sprengung des Wentower Riesensteines bei Altlüdersdorf durch das damalige VEG Wendefeld zur Anzeige brachte. Die Sprengung erfolgte gesetzwidrig 1990 mit der Begründung, dass eine Rollregneranlage auf den Wieseflchen zum Einsatz kommen sollte. Bis heute, 17 Jahre nach der Sprengung des Naturdenkmals, ist diese Rollregneranlage nie zum Einsatz gekommen. Ein Rechtsverfahren gegen diese Gesetzesverletzung wurde natürlich auch nicht eröffnet. So wie dem Wentower Riesenstein erging es wohl vielen Findlingen im Altkreis Gransee in den 90iger Jahren. Die neue Naturschutzverwaltung des Landkreises Gransee versuchte in den Jahren 1992/93 erneut eine Erfassung und Lagebeschreibung der geschätzte Findlinge zu erstellen. Erschwert wurde diese Erfassung auch dadurch, dass Flurbezeichnungen auf den fr die Erfassung zur Verfügung stehenden Karten der goren wissentlich oder unwissentlich falsch waren.

Mit der Kreisgebietsreform und der dadurch einsetzenden Personalreduzierung in der Kreisverwaltung fand auch dieses Vorhaben ein Ende. Nunmehr, nach 100 Jahren, möchte die GRÜNE LIGA die Erfassung der grausen Findlinge im Altkreis Gransee im Rahmen eines Projektes durchführen. Viele Findlinge gingen in den letzten Jahren verloren, es sind aber durch den Neuaufschluss von Kiesgruben auch sehr viele neue Findlinge hinzugekommen, die heute dekorativ in Ortschaften, an Wegen und Kreuzungen liegen. Wir möchten dazu beitragen, dass unsere geschätzten Findlinge als Naturdenkmal ausgeschildert werden, dass es möglich ist sie zu besichtigen auch wenn sie auf einer Ackerfläche oder abseits von Wegen im Wald liegen und wir möchten Infotafeln mit den Informationen, Geschichten und Sagen zu unseren Steinen aufstellen. Der Aufruf der GRÜNEN LIGA zur Suche nach dem größten und interessantesten Findling hat gezeigt, dass die Findlinge und ihre Geschichten noch im Bewusstsein der Menschen verankert sind, ja es sogar neue Geschichten – wie Theaterstücke und Sagen – zu den alten Steinen gibt. Wir möchten schon jetzt alle Bürger dazu aufrufen uns bei der geplanten Findlingserfassung zu unterstützen. Wir bedanken uns auf diesem Weg bei allen Einsendern die sich an unserem Wettbewerb beteiligt haben.

Die Preisträger:

Platz 5:

Der Findling an der alten Lychener Landstraße am Sportplatz in Bredereiche. Seit den 30ziger Jahren als Naturdenkmal geschätzt. Er misst 2,10 m in der Länge, 1,70 m in der Breite und hat einen Umfang von 5,70 m. Dieser Stein wurde laut einer Sage ebenfalls von einem Riesen auf die Dorfkirche geschleudert, auch auf ihm sollen sich noch die Fingerandrücke der Riesenhand befinden. Nach alter dörflicher Überlieferung wurde der Stein von den Bauern mit vereinten Kräften an seinen jetzigen, von Birken umrahmten Platz, geschleppt.

 

Vorschlagender:

Herr Erich Köhler

Dorfstraße 9

16798 Bredereiche

 

Platz 4:

Der Findling an der Kreuzung in Osterne. Er wurde im Jahr 2003 auf einem Feld bei Osterne gefunden, ist ca. 5 m lang, hat einen Durchmesser von ca. 2 Meter und ist auch etwa 2 m hoch. Damit dürfte er bei einem geschätzten Volumen von 20 m3 etwa 50 Tonnen wiegen. Der Stein liegt als Wahrzeichen im Ort und wurde mit dem Namenszug Osterne aus Metall an seiner Oberseite versehen. Der Stein zählt zu den größten im Altkreis und er hat es als Newcomer verdient prämiert und auch als Naturdenkmal gesichert zu werden.


Vorschlagende:

 

Frau Kathrin Schoettler
Badinger Weg 15
16792 Zehdenick/OT Osterne.

Platz 3:

Der Große Stein bei Zernikow. Er ist einer der ältesten Naturdenkmale im Landkreis. Im Gegenteil zu vielen anderen „Kollegen“ ist ihm trotz seiner Lage inmitten einer Ackerfläche das Schicksal der Sprengung erspart geblieben. Einer genauen Vermessung hat er sich in diesem Jahr entzogen da er sich einen Schutzmantel in Form eines Rapsfeldes zugelegt hat. Da er zu einem großen Teil noch im Ackerboden steckt dürfte er wirklich der größte Findling des Altkreises sein. Er steht stellvertretend fr eine Vielzahl interessanter Steine im Bereich der Gemarkung Zernikow.

 

Vorschlagende:

Waltraud Meinow

Zernikow

Platz 2:


Der Schlitterstein in Zernikow. Er zählt zu den bekanntesten Steinen des Altkreises und ist durch seine Lage an der Friedhofsmauer auch am besten von allen Naturdenkmalen aus den 30ziger Jahren erschlossen. Dabei ist er von seiner Größe mit 1 m Höhe, 1,90 m Länge und 1,70 m Breite bei weitem nicht sonderlich groß, auch wenn ein Teil des Steines noch in der Erde steckt. Er verfügt aber über magische Kräfte da er Frauen Fruchtbarkeit verleihen kann. In einer anderen Sage wurde auch dieser Stein von einem heidnischen Ritter gegen die neugebaute Zernikower Kirche geschleudert in der zur gleichen Zeit eine Grafentochter die ihn verschmäht hatte einen anderen Ritter heiratete. Unter dem Stein soll ein Schatz liegen den nur ein noch jungfräuliches Mädchen mit einem Fliederstrauß in der Hand an seinem 20. Geburtstag, wenn dieser auf den Marientag fällt, heben kann. So viele Zuflle hat es auch in Zernikow in den letzten Jahrhunderten nicht gegeben und auch knftig wird der Schatz wohl weiter unter dem Stein ruhen. Eine andere vllig profane Begrndung fr den Namen des Steines ist da eher einleuchtend, zu allen Zeiten schlitterten die Kinder des Dorfes auf dem glatten, nach unten abfallenden Stein. Der Schlidderstein ist der Stein um den sich die meisten Sagen und Geschichten ranken.

 

Vorschlagende:

Dagmar Schlaugk

Burow

Platz 1:

 

Der Fünffingerstein. Dieser Findling ist der mit Abstand bekannteste und interessanteste Stein im Altkreis Gransee. Majestätisch thront er auf den Hellbergen bei Kraatz eingebettet von einem Wäldchen auf einer großen Ackerfläche. Weit reicht der Blick in das Umland der Stadt Gransee. Auf die Kirche oder das Kloster dieser Stadt war er gerichtet, von Riesenhand geschleudert und zu kurz geworfen landete er drei Kilometer zu früh. Noch heute sind die Fingerabdrücke der Riesenhand zu sehen. Mal wurde er in den Sagen von Häsen, mal von Baumgarten aus geworfen und auch die Version, der Riese der in den Hellbergen wohnte wollte die neu gebaute Kirche in Gutengermendorf treffen, wurde mir als Kind erzählt. Es gab Wandertage zum Fünffingerstein der auf dem Fünffingerberg, einem der Hellberge, liegt, keiner meiner Freunde die mich in Gransee besuchen kommen um eine Visite des Steines herum. Der Stein ist mit einem Umfang von 8 m und einem Gewicht von etwa 17 t sicher auch einer der grte Findlinge im Altkreis. Teile des Steines wurden abgesprengt, noch heute sind die Spuren dieses Vandalismus sichtbar. Der Fünffingerstein ist höchst wahrscheinlich ein slawischer Kultort gewesen der – wie die Steine im englischen Stonehenge – als Kalender diente. Noch heute lassen sich Vertiefungen im Stein finden die, wenn man sie mit kleinen Steinen ausfüllt, den Sonnenstand am kürzesten und am längsten Tag anzeigen. Ein Hauch von Mystik umweht den Fünffingerstein über den es jetzt auch ein Theaterstück für Kinder gibt. Der Fünffingerstein hat sich den ersten Platz verdient.

 

Vorschlagende:

Irina Schulz,

Stadtbibliothek Gransee

 

Michael Mendler
Fürstenberg

Norbert Wilke

GRÜNE LIGA Oberhavel e.V.