Gerhard Kramer zum 10. Todestag
Am 2. Dezember jährt sich zum 10. Mal der Todestag des Ornithologen Gerhard Kramer aus Grieben. Er gehörte zu den Mitbegründern der Naturschutzarbeit im damaligen Altkreis Gransee. Zusammen
mit seinem Freund Reinhard Wudick begann er in den 50ziger Jahren seine feldornithologischen Streifzüge durch das Löwenberger Land. So führten ihre Exkursionen auch in das Naturschutzgebiet
„Häsener Luch“ bei Klevsche Häuser, hier wohnte die Lehrerin Josephine Bley – eine aktive Naturschützerin – und man traf sich im Gelände, somit wurden erste Kontakte zum organisierten Naturschutz
geknüpft. Kurz darauf, 1955, wurde er Naturschutzhelfer der Kreisverwaltung im Altkreis Gransee. Er betreute ein Gebiet von 80.000 ha und dies ausschließlich mit dem Fahrrad. Seine Touren führten
ihn in die Meseberger- und Baumgartener Heide, in das Liebenberger Bruch, nach Teschendorf und in „seinen“ Harenzacken bei Groß Mutz. Frau Bley weckte sein Interesse für die Botanik, seine große
Liebe blieb aber die Ornithologie. Im Jahr 1963 gründete sich in Zehdenick die Arbeitsgruppe der Natur- und Heimatfreunde des Kulturbundes um den bekannten Entomologen Dr. Urbahn und um Dr.
Bormeister. Gerhard Kramer war hier genauso Gründungsmitglied wie ein Jahr später bei der Gründung der AVI-Faunisten in der DDR. Die Gründungsveranstaltung fand im Terassencafé des Tierparks
Berlin statt. Damals arbeiteten die staatlichen Naturschutzeinrichtungen eng mit den ehrenamtlichen Mitstreitern zusammen. In den folgenden Jahren sammelte er Brutnachweise von über 70
ausgewählten Vogelarten in seinem Untersuchungsgebiet. Viele dieser Daten erschienen später in dem Buch „Die Avifauna der Mark Brandenburg“. Dieses Buch gehört noch heute zur Standartausstattung
eines jeden Ornithologen im Land. Ab 1964 kam dann noch die Erfassung von Wasservögeln und Zugvögeln im Bereich des Dreetzsees bei Teschendorf hinzu. Diese fand unter Anleitung von Professor
Erich Rutschke statt. Ab 1977 war Herr Kramer bei der Brutvogelkartierung in den kreisen Gransee und Oranienburg aktiv. Er bearbeitete die Messtischblätter Meseberg und Rüthnik. Die Kartierung
fand in Zusammenarbeit mit der Naturschutzverwaltung des Bezirkes Potsdam statt. Von 1977 bis 1997 war Gerhard Kramer Horstbetreuer für zahlreiche Horste von vom Aussterben bedrohter
Großvogelarten in seinem Bearbeitungsgebiet. In Zusammenarbeit mit der Naturschutzstation Woblitz wurden die Horsten ausfindig gemacht, überwacht und bei Bedarf durch Kunsthorste ersetzt. Somit
ergab sich die Möglichkeit, die Bestandsentwicklung zu kontrollieren, Daten von internationalem Wert konnten erhoben werden. Im Zuge der Wende war Herr Kramer maßgeblich an der Ausweisung neuer
Schutzgebiete beteiligt. Durch seine fundierte, fachliche Zuarbeit konnten Gebiete von nationaler Bedeutung wie z.B. die Naturschutzgebiete Harenzacken, Meseberger Heide, Meseberger Teichwiesen
oder die Naturdenkmale Albrechtsee, Schwarzkoppelwiesen, Heide am Kerkower Gestell (alle Kreis Oberhavel) endgültig oder einstweilig gesichert werden. Ein wichtiger Bestandteil der ehrenamtlichen
Arbeit von Herrn Kramer waren auch stets praktische Naturschutzarbeit. Viele Renaturierungsprojekte fanden auf Veranlassung von Gerhard Kramer in Zusammenarbeit mit den Forstbehörden statt. So
konnten zu Beginn der 90ziger Jahre viele Brüche und Kleingewässer durch Meliorationsrückbau gerettet werden. Des Weiteren wurden zahlreiche Rotbauchunkengewässer im Bereich des Harenzacken
saniert. Auf Grund zunehmender gesundheitlicher Beschwerden legte Gerhard Kramer im Jahr 1997 seine zahlreichen ehrenamtlichen Naturschutzfunktionen nieder. Seinen Nachfolgern war er durch sein
umfangreiches Wissen und seinen wertvollen Ratschlägen eine unverzichtbare Hilfe. Für seine Verdienste nominierte ihn die GRÜNE LIGA Brandenburg 1998 für den Naturschutzpreis des Landes
Brandenburg. Gerhard Kramer war ein exzellenter Kenner der einheimischen Vogelwelt, 45 Jahre lang hat er akribisch Tagebuch geführt und seine Beobachtungen eingetragen. Hinzu kamen Informationen
über das Wetter, Botanik, andere Tierarten und die Heimatgeschichte. Am 23. September 2000 enden die Tagebuchaufzeichnungen. Nach zwei Krebsoperationen kam die Krankheit, die besiegt schien,
zurück. Vor zehn Jahren im Alter von nur 68 Jahren starb Gerhard Kramer. Bleiben werden seine Aufzeichnungen, die es aufzuarbeiten gilt, die Ergebnisse seines praktischen Naturschutzes und seine
Heimat die er so geliebt hat.
Norbert Wilke,
GRUENE LIGA Oberhavel e.V. GRUENE LIGA Oberhavel e.V.