Schlitterstein

schlitterstein
Schlitterstein

 

Im Land der fliegenden Steine (Teil 2)

 

Der Schlitterstein – Ein Stein mit magischen Kräften

 

Er liegt eher unscheinbar an der alten Friedhofsmauer von Zernikow.

 

Der Schlitterstein zählt dennoch zu den bekanntesten Steinen des Altkreises und ist durch seine Lage auch am besten von allen Naturdenkmalen aus den 30ziger Jahren erschlossen. Dabei ist er von seiner Größe mit 1 m Höhe, 1,90 m Länge und 1,70 m Breite bei weitem nicht sonderlich groß, auch wenn ein Teil des Steines noch in der Erde steckt. Er verfügt aber über magische Kräfte da er Frauen Fruchtbarkeit verleihen kann. Frauen denen ein Kinderwunsch versagt blieb, sollen nachts mit nacktem Hintern auf dem Stein herab rutschen. Kurze Zeit später wird sich ihr Kinderwunsch erfüllen. Werner Krause schreibt in seinem Buch „Sagen, Sitten und Bräuche im Altkreis Gransee“ über den Schlitterstein:“ Nach einer Legende soll unter diesem Stein ein Schatz verborgen sein. Dieser kann nur dann gehoben werden wenn ein keusches Mädchen, das am Marientage seinen 20. Geburtstag feiert, mit einem Fliederstrauß zum Stein kommt, denselben mit der rechten Hand berührt, zur Kirche blickt und einen bestimmten Spruch dazu aufsagt. Dann zeigt sich die Grafentochter und überreicht ihr einen Zauberring, mit dem sie den Schatz heben kann. Ist das Mädchen aber nicht keusch, so wird sie in eine Waldhexe verwandelt.“ So viele Zufälle hat es auch in Zernikow in den letzten Jahrhunderten nicht gegeben und auch künftig wird der Schatz wohl weiter unter dem Stein ruhen. Nach einer anderen Legende lebte vor langen Jahren ein Graf in Zernikow, dessen schöne Tochter mit einem Ritter aus den Menzer Bergen verlobt war. Bei einer Jagd verirrte sich die Grafentochter bei der Verfolgung eines Hirsches und gelangte in die Granseer Berge, wo in einer verfallenen Burg ein heidnischer Ritter hauste. Dieser verschleppte sie auf seine Burg, um sie zu zwingen, seine Frau zu werden. Auf ihre Bitte, erst doch die Einwilligung des Vaters einzuholen, machte er sich mit ihr und seinem Gefolge auf den Weg nach Zernikow. Der Vater auf der Suche nach seiner Tochter stößt unterwegs mit dem Ritter zusammen und es entspinnt sich zwischen Königsstädt (heute Wolfsruh) und Großwoltersdorf ein Kampf, wobei die Grafentochter die Gelegenheit findet nach Zernikow zu fliehen. Zum Dank für die Errettung seiner Tochter baut der Graf eine Kirche in Zernikow. Als dort die Glocken zur Hochzeit läuten zieht der ergrimmte Ritter wieder gegen Zernikow und es kommt zwischen Rauschendorf und Großwoltersdorf abermals zum Kampf. Es gelingt dem Ritter von hier aus Steine gegen die Zernikower Kirche zu schleudern von denen einer diese nur knapp verfehlt. Es gelingt schließlich dem Grafen und seinen Mannen den Ritter zu fangen. Dieser wird zum Tode verurteilt und im Stechliner See ertränkt. Zur heidnischen Bedeutung des Steins als Kultstätte berichtet Werner Krause in seinem Buch: “Die schon aus der mit dem Stein verbundenen Sagen sich ergebende Vermutung, dass der Stein eine alte heidnische Kultstätte bezeichnet, erhält eine weitere Bestätigung durch die Tatsache, das sich auf ihm seltsame Vertiefungen befinden, die die Sage auf den Eindruck von Fingern einer Hand zurückführt. Solche Näpfchen zeigt der Zernikower Stein. ... Wie dem auch sei, die eigentliche Entstehung und die Bedeutung dieser schalenartigen Vertiefungen, der sogenannten Näpfchen, ist bis heute nicht restlos aufgeklärt. Es ist jedoch sicher, dass sie uralten, bereits weit in die Steinzeit zurückreichenden Kulten ihr entstehen verdanken. Wir werden demnach auch den Zernikower Stein als einen Stein zu deuten haben, der in irgendeiner Weise im Kult des Heidentums eine Rolle spielte.“ Für den Namen des Steines gibt es dagegen eine einfache Erklärung, zu allen Zeiten schlitterten die Kinder des Dorfes auf dem glatten, nach unten abfallenden Stein.

 

Norbert Wilke

 

GRÜNE LIGA Oberhavel