Wir möchten nun Hansjürgen Dünnbier selbst zu Wort kommen lassen. Folgender Beitrag sollte zur Eröffnung der Forsthistorischen Sammlung in der Märkischen Allgemeinen veröffentlicht werden. Der Text ist bereits 15 Jahre alt aber noch immer hochaktuell:

 

Was geschieht mit unserem Wald?

Die Eröffnung der forsthistorischen Sammlung gibt Anlass zum Nachdenken. Die Liebe zum Wald, die Ehrfurcht vor den Geheimnissen, die er birgt, manchmal auch die Angst, die er einflößt, sprechen uns an. Die Bedeutung seiner vielfältigen Funktionen zum Erhalt einer gesunden Umwelt, seine behutsame Nutzung werden bewusst und unbewusst von uns wahrgenommen. Die erste Energiekrise, durch Holznot hervorgerufen, veranlasste den Klassiker Gottlob König 1840 zu dem Ausspruch: „Der Fall des ersten Baumes war bekanntlich der Anfang, aber der Fall des letzten ist auch das Ende der Zivilisation. Zwischen diesen beiden Gesichtspunkten des Völkerlebens bewegen wir uns. Die Zeit des letzteren liegt in unserer Hand.“

 

Veränderungen unserer Umwelt, die wir wahrnehmen, haben oft im Kleinen begonnen, mitunter. erreicht, die wir nicht erkennen konnten, bevor die Ursachenforschung uns nicht die Folgen unseres Tuns vor Augen hielt. Die Frage, was hat der Husten mit dem Waldsterben zu tun, ergab, dass aber mit Schadstoffen belastete Luft sowohl dem Wald als auch dem Menschen schadet. Alle Maßnahmen, die Waldwachstum fördern und Waldgesundheit erhalten, dienen den Menschen. Unterlassungen aus Kostenersparnis sind falsche Entscheidungen. Vielen Waldbesuchern gefällt der derzeitige Zustand der Waldbewirtschaftung nicht. Sie sehen die starke Auslichtung, mangelnde Verjüngung und Bodenverwilderung des Waldes.

 

Die Naturkatastrophen der letzten Jahre und besonders auch in letzter Zeit in Deutschland als Sturmschäden, Hochwasserschäden, Hitzewellen, Frost, Schnee zu ungewöhnlichen Zeiten in ungewohnten Regionen und Verluste von Menschenleben sollten auf ihren Ursprung untersucht werden. 15 Millionen Hektar Wald werden jährlich durch Raubbau, Waldbrände, Siedlungs- und Verkehrswegebau auf unserer Erde vernichtet. Das sind 150% der Waldfläche Deutschlands. Wald gehört zum Nationalreichtum jeden Landes. Er sollte deshalb bei einer verantwortungsvollen Forstpolitik ständig im öffentlichen Interesse stehen. Der Rückzug des Staates aus der Verantwortung der Waldbewirtschaftung durch Waldverkäufe seiner Flächen ist bisher einzig. Früher wurde die Mehrung des Staatswaldes durch Ankauf von Brachen und deren Aufforstung gefördert. Die Bedeutung des Waldes wird in Zukunft wieder zunehmen, sonst wäre eine Privatisierung sicher nicht möglich. Holzmissachtung und Holzverschwendung haben ihre Grenzen und werden in steigender Nachfrage unter dem Gesichtspunkt der Energieumstellung von fossilen Energiequellen zu erneuerbaren führen. Ein bisher zu wenig beachteter Aspekt ist die Bindung von Kohlendioxyd, das aus der Verbrennung (Motoren, Kohle-, Gasheizung) stammt, über die Photosynthese im Holz. Damit gewinnt eine hohe Holzproduktion auf der Fläche Bedeutung im Sinne der CO2-Bindung. Aus der Ökosteuer sollte den Waldbesitzern ein Anreiz zur gesteigerten Holzproduktion gegeben werden, womit er einen Beitrag zur Verringerung der Erderwärmung leistet. Ein großer Fehler wäre eine Auflichtung der Waldbestände zur schnellen Tilgung des Kaufpreises oder zur rationellen Nutzung des Holzes. Im Gesamtwald Brandenburg sind 76,6 Mill. T Kohlenstoff gespeichert. Mit der Klimaerwärmung und der Globalisierung der Märkte ergeben sich weitere Gefahren. Waldkrankheiten unbekannter Art kommen aus Erdteilen zu uns, subtropische Schädlingsarten verbreiten sich in der gemäßigten Klimazone. Bisher als Schädlinge unbekannte Arten werden durch veränderte Umweltbedingungen zu Schädlingen. Sorgen wir dafür, dass sich die Politik ernsthaft um das kümmert, was zum gesunden Überleben der Menschheit notwendig und unerlässlich ist. Schützen wir unsere Natur, pflegen und mehren wir unsere Wälder, um die Zivilisation zu retten! Dieser Aspekt sollte die forsthistorische Sammlung besondere Aufmerksamkeit schenken.

 

Hansjürgen Dünnbier